Über den tatsächlichen Einsatz von Brieftauben im Zweiten Weltkrieg durch das deutsche Militär ist leider wenig übermittelt.
Brieftauben wurden zwar von den deutschen Militärs und auch den anderen Kriegsbeteiligten eingesetzt, spielten aber keine so große Rolle mehr wie im Ersten Weltkrieg. Dies lag mit Sicherheit auch an der weiter fortgeschrittenen Technisierung des Heeres.
Wobei Brieftauben bekanntlich im Ersten Weltkrieg gerade dann ihre Vorteile ausspielen konnten, wenn die technischen Möglichkeiten ausgefallen waren. Sie waren oft das letzte Nachrichtenmittel, welches verblieben war.
Bekannt ist, dass die Heeresbrieftaubenanstalt in Spandau bis 1945 in Betrieb war und die Frontschläge mit Brieftauben versorgte.
Die Militärbrieftauben der Heeresbrieftaubenanstalt oder der Fronttaubenschläge hatten spezielle Fußringe,
während die Militärbrieftauben im Besitz der zivilen Taubenzüchter in Deutschland den regulären Verbandsring des jeweiligen Jahres trugen.
In der "Zeitschrift für Brieftaubenkunde" der Vorkriegsjahre und auch während des Zweiten Weltkrieges wurden immer wieder Aufrufe geschaltet, dass Brieftaubenzüchter, die bisher nicht anderweitig im Einsatz waren, sich als Brieftaubenschlag-Leiter oder Brieftauben-Pfleger melden sollten.
Hier konnte dann auf die Sachkunde im Umgang mit den Tieren zurück gegriffen werden, aber auch Soldaten ohne Erfahrung im Umgang mit Brieftauben wurden entsprechend geschult und ausgebildet.
Den Militärbrieftaubenschlägen waren in der Regel ein Brieftaubenschlagleiter und ein bis zwei Brieftaubenpfleger zugeordnet. Die Schläge waren mobil und wurden möglichst gut getarnt in einiger Entfernung zur Frontlinie aufgestellt.
Um die Tauben nach dem Versetzen des Schlages an einen neuen Standort zu gewöhnen, hatten die mobilen Brieftaubenschläge in der Regel eine Voliere. Von dort konnten die Tiere sich bereits die neue Umgebung einprägen.
In der Folge war es die Aufgabe des Personals die Tiere in aufsteigender Entfernung starten zu lassen und einen gesicherten Heimflug zu trainieren. Dabei erfolgte der Start zuerst immer in Gruppen, die immer weiter verkleinert wurden.
Bereits vor Kriegsbeginn wurden sogenannte Brieftaubenmeister ausgebildet. Die Ausbildung lief mehrere Monate und wurde mit einer Prüfung abgeschlossen.
Die Brieftaubenmeister waren an dem "B" auf dem rechten Ärmel der Uniform zu erkennen. Sie hatten die Aufgabe Militärbrieftaubenschläge an der Front aufzubauen, einzurichten, in Betrieb zu nehmen und den Betrieb mehrerer Schläge zu koordinieren.
Brieftaubenmeister mit Hund, der einen sogenannten "Meldesattel" trägt.
Der Hund wurde zum Transport von Brieftauben verwendet und so trägt er je eine Taube in den seitlich angehängten länglichen Körben. Die hundeführenden Soldaten hatten in den meisten Fällen Körbe (in der Art eines Rucksacks) mit Brieftauben auf dem Rücken.
In der Regel trug der Mensch einen Taubenkorb (auf dem Rücken). Der Hund transportierte in der dargestellten Art und Weise ebenfalls Brieftauben in die vorderen Reihen der Front.
Das "B" am Ärmel des Soldaten weist auf seine Tätigkeit als Brieftaubenmeister hin.
Das Foto wurde vom Archiv für Alltagskultur in Westfalen zur Verfügung gestellt, Bildsammlung, Archivnummer 0000.92985. Es ist eine Reproduktion aus dem Buch des Herrn Major von Zeska: Das Buch vom Heer, Berlin 1940, S. 160/61, Abb. 51.. Der Fotograf ist unbekannt.
Oben sehen Sie zwei Ausführungen der rollenförmigen Körbe, in denen Brieftauben an die vordersten Frontlinien transportiert wurden - ähnlich wie die, die der Hund des Brieftaubenmeisters sie im Bild darüber an seinem Sattel trägt.
Brieftauben wurden, wie es bereits im Ersten Weltkrieg praktiziert wurde, aus den mobilen Militär-Brieftaubenschlägen in Frontnähe durch Soldaten in die vorderen Linien gebracht und konnten dann mit einer Nachricht versehen gestartet werden. Hierdurch konnten wichtige Informationen aus den vorderen Linien "nach hinten" übermittelt werden, flogen die Tauben doch zum Militär-Brieftaubenschlag zurück.
Quelle des schwarz-weiß Fotos: Imperial War Museum, Fotograf Lt. Bainbridge, under public domain
Die Betreuer der Militär-Brieftaubenschläge konnten die Nachricht aus der meist am Bein befestigten Hülse entnehmen und weiter geben.
Brieftauben kamen in der Regel zum Einsatz, wenn alle anderen Nachrichtenmittel unterbrochen oder anderweitig gestört waren. Sie durften nie sehr nah bei den Truppen gestartet werden, enttarnte man durch den Aufflug doch sonst deren genauen Standplatz. Sie wurden nicht nur bei den Bodentruppen verwendet, auch Flugzeugbesatzungen oder Besatzungen von Luftschiffen führten sie in speziellen Transportkörben mit sich.
So konnte z.B. bei einer Notwasserung eine Nachricht übermittelt oder auch bei Erkundungsflügen wichtige, aus der Vogelperspektive gewonnene Erkenntnisse weiter gegeben werden. Teilweise wurden Brieftauben von den Piloten oder der Flugzeugbesatzung während des Fluges gestartet.
Der kanadische Funker S. Jess trägt zwei Boxen mit Brieftauben zu seinem Flugzeug, einem Avro Lancaster Bomber.
Er war im Zweiten Weltkrieg in Waddington, Lincolnshire stationiert. Die Brieftauben dienten als Kommunikationsmittel im Falle einer Notwasserung, eines Absturzes oder bei Funkausfall.
Die Aufnahme stammt aus dem Oktober 1942 und wurde von einem namentlich nicht bekannten Fotografen der Royal Air Force gemacht. Das Bild ist aus dem Bestand des Imperial War Museums, Katalog-Nummer TR 193; © IWM (TR 193), under public domain
Übergabe von Brieftauben in speziellen Transportkäfigen an die Besatzung des Geschwaders Nr. 53 RAF in St. Eval, Cornwall/ England nach einem Patroullienflug über dem Golf von Biskaya.
Das genaue Aufnahmedatum ist unbekannt, das Bild stammt aus dem Zweiten Weltkrieg (1939 -1945). Fotograf: Miller (F/O), offizieller Fotograf der Royal Air Force - aus dem Bestand des
Imperial War Museums, Katalog-Nummer CH
12364; © IWM (CH 12364), under public domain
Ein Offizier eines britischen Hochdecker-Flugboots (Saro Lerwick) startet aus der seitlichen Tür eine Brieftaube.
Fotograf: D.J. Daventry, offizieller Fotograf der Royal Air Force - aus dem Bestand des Imperial War Museums, Katalog-Nummer CH 2359; © IWM (CH 2359), under public domain
Brieftauben wurden an Bord von Flugzeugen der Royal Air Force zur Benachrichtigung von Rettungskräften mitgenommen.
"Winkie" war die erste Brieftaube, die während des Zweiten Weltkrieges erfolgreich eine Nachricht überbrachte, die zur Rettung der Besatzung führte. Das Flugzeug der links abgebildeten Männer war am 23. Februar 1943 in der Nordsee abgestürzt. "Winkie" flog 120 Meilen (entspricht 193 km), um den Rettungskräften die Nachricht vom Absturz zu übermitteln.
Das Foto zeigt die gerettete Besatzung und "Winkie".
Fotograf: unbekannt - aus dem Bestand des Imperial War Museums, Katalog-Nummer HU 45623; © IWM (HU 45623), under public domain
Das US-amerikanische Militär hatte im Laufe des ersten Weltkriegs begonnen eine Brieftauben-Einheit auzubauen. Diese Soldaten nannten sich Pigeoneers und waren Teil des Signal Corps (Nachrichteneinheit).
In den Jahren danach hatte man deren Ausbildung ähnlich wie in Deutschland die der sogenannten Brieftaubenmeister und deren Schlaghelfern organisiert.
Das Handbuch für die Ausbildung der Pigeoneers aus 1923 liegt digitalisiert vor:
Die US-Regierung ließ durch den Unterwäsche-Hersteller Maidenform eine sogenannte Brieftauben-Weste (pigeon vest) entwickeln und herstellen. Am 22.12.1944 nahm die Firma den Auftrag an 28.500 Brieftauben-Westen für die US-Regierung herzustellen und nun wichtige Ware für den Kriegseinsatz zu produzieren.
Die Westen wurden aus einem leichten, luftdurchlässigen Netz-Material hergestellt und mit einem etwas dichteren Baumwollstoff in Richtung Füße der Tauben abgeschlossen - damit die Fußkrallen keine Beschädigungen verursachen konnten. Die Weste war an den Körper der Brieftauben angepasst und ließ Kopf, Hals, Flügelspitzen, Schwanz und Füße frei.
Der etwa auf Flügelhöhe an der Brieftauben-Weste angebrachte verstellbare Gurt wurde von den Fallschirmjägern an der Außenseite ihrer Uniformjacke befestigt.
Die so mitgeführten Brieftauben wurden ebenfalls mit einer Fußhülse ausgestattet zur Übermittlung von Nachrichten gestartet.
Quelle und Urheber der Bilder: National Museum of American History, Archives Center, Maidenform Collection, 1922-1997
Die Nutzung für nicht-kommerzielle Zwecke ist durch The Smithonian Institution unter Nennung der Herkunft erlaubt.
Die Fotografie zeigt einen sogenannten "pigeonsjumper", einen US-amerikanischen Fallschirmspringer mit einer Brieftaube.
Die Taube befindet sich in der Brieftauben-Weste, mit der sie an der Uniform des Soldaten befestigt ist.
Fotograf: unbekannt - aus dem Bestand des National Museum of American History, Archives Center, Maidenform Collection, under public domain