Zu Beginn der Wettflüge mit Brieftauben wurde zum Nachweis der Teilnahme an einem Wettflug ein Flügel-Stempel benutzt. Dieser Aufdruck auf den Federn im Flügel gab der jeweiligen Taube eine unverwechselbare Kennzeichnung.
Die Teilnahme an Flügen konnte so nachgewiesen, aber Jährige und mehrjährige Tauben konnten demnach nicht unterschieden werden. Nur Jungtauben aus dem jeweiligen Jahr wurden als Jungtauben gekennzeichnet, da auch zur damaligen Zeit bereits Flüge nur für Alttauben oder nur für Jungtauben veranstaltet wurden.
Problematisch war, dass die Kennzeichnung durch den Stempel teilweise schlecht lesbar war, durch Witterungseinflüsse verblasste oder sogar komplett unlesbar wurde und spätestens durch den Federwechsel bei der Mauser die Federn samt Stempelkennzeichen verloren gingen.
Aus diesem Grund waren die ersten Ausstellungen des Verbandes Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine auch im Spätherbst, also vor der Mauser der letzten Schwungfedern. Dies änderte sich erst 1893 mit der Verlegung der Verbandstage vom Herbst auf das Frühjahr. Letztlich wurde dies auf Dauer aber nur dadurch möglich, dass Fußringe eingeführt wurden.
Im Jahr 1894 wurde durch den Verband deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine die Einführung von geschlossenen Metallfußringen ab 1895 für Ausstellungstauben beschlossen. Diese sollten aus Aluminium oder Neusilber sein.
In den Anfangsjahren war es allerdings so, dass die Ringe mit der Vereinsnummer, einer laufenden Nummer und einem Buchstaben anstelle des Geburtsjahres der Taube versehen waren.
Am Beispiel der Taube des Vereins 0137 mit der laufenden Nummer 111 aus dem Jahr 1900 sah der Aufdruck auf dem Ring dann folgendermaßen aus:
0137 S 101*
Zur Verwendung der führenden Null vor der Vereinsnummer wurde bereits im Jahr 1897 die entsprechende Bestimmung getroffen. Vorher hatte die Beschriftung des Rings z.B. folgendermaßen ausgesehen:
137 W 101.
Um eine Unterscheidung der beiden Zahlen sicherzustellen legte man per Verbandsmitteilung im Jahr 1897 fest, dass vor die Vereinsnummer eine Null und hinter die laufende Nummer ein Stern zu setzen sei. Das hatte unter anderem auch den Zweck, dass die Vereinsnummer auch von jedem Laien leicht als solche zu erkennen war.
Dies hat sich sehr gut bewährt. Die führende Null wurde beibehalten und wird auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Vereinsnummer voran gestellt.
Die Ringe wurden nicht wie heute üblich einheitlich vom Verband bestellt und über die Vereine an deren Mitglieder ausgegeben. Die Aufgabe der Bestellung und Ausgabe lag anfangs allein bei dem jeweiligen Vereinen für seine Mitglieder.
Der Verband deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine legte lediglich die Beschaffenheit der Ringe (Material und innere Weite) sowie die vorzunehmende Beschriftung fest.
Ab dem Jahr 1897 sollten dann beginnenden mit der Ausstellungsklasse der Jungtauben nur noch Tauben zur Verbandsausstellung zugelassen werden, die einen geschlossenen Fußring trugen.
Damit sollte die Kontrolle der Leistungen der ausgestellten Tauben verbessert werden. Dies war auch der Grundstein dafür unterschiedliche Klassen bei Ausstellungen einrichten zu können, etwa für ein- und mehrjährige Tauben sowie für Jungtauben.
Die Brieftaubenzüchter waren mit der Einführung von Ringen anfangs vielfach nicht einverstanden, davon zeugen viele Leserbriefe in der verbandlichen Fachzeitschrift "Zeitschrift für Brieftaubenkunde".
Hier wurden Sorgen darüber vorgetragen, dass die Jungtiere zum Beringen in die Hand genommen werden müssten und nicht ungestört aufwachsen könnten.
Auch Bedenken über die Bildung von Grünspan und daraus resultierende Vergiftungen der Tauben wurden beschrieben. Der Grünspan könne über eine Wunde am Bein in den Organismus des Tieres gelangen und zu Vergiftungen führen.
Demgegenüber wurden von Seiten des Verbandes aber auch die Vorteile beschrieben: wie die Tatsache, dass die eindeutige Zuordnung von errungenen Preisen zu einer bestimmten Taube möglich würde und die unterschiedlichen Jahrgänge besser bzw. überhaupt zweifelsfrei auseinander gehalten werden könnten.
Im Jahr 1900 brachte die Firma Lehmann & Wundenberg aus Hannover dann Fußringe aus Aluminium auf den Markt, die sich durch eine saubere, glatte Verarbeitung, das geringe Gewicht und ihre Stabilität auszeichneten. Diese Ringe wurden in einem speziellen Verfahren behandelt, so dass sich zudem kein Grünspan mehr bilden konnte.
Im Jahr darauf ließ der Verband deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine einen Adlerkopf mit Krone und einem Teil des Halses patentamtlich als Ringzeichen schützen. Dies sollte den Bezug von Ringen durch Nicht-Mitglieder verhindern oder zumindest deutlich erschweren.
Darüber hinaus hatte sich der Verband gegenüber dem Königlichen Kriegsministerium verpflichtet, dass zukünftig jede Brieftaube mit einem geschlossenen Fußring versehen wäre.
Auf der Wanderversammlung 1901 in Berlin wurde die Einführung von einheitlichen, geschlossenen Fußringen schließlich beschlossen. Diese sollten nun nicht mehr von den Vereinen, sondern zentral durch den Verband beschafft und in Umlauf gebracht werden.
Im Jahr 1902 gab es eine Zwischenlösung mit erst spät ausgelieferten Ringen und unzufriedenen Züchtern.
In einem daraufhin eingeleiteten Ausschreibungsverfahren wurden unter mehreren Bewerbern die Ringe der Firma Lehmann & Wundenberg ausgewählt und die Fußringe ab 1903 über Jahrzehnte bei dieser Firma bezogen.
Die Ringe waren nahtlose Aluminiumringe mit 7,5 mm Durchmesser innerer Weite, in denen die Zeichen von innen nach außen erhaben durchgeprägt sein mussten. Letzteres hatte zwar den Nachteil, dass leicht Dreck anhaften konnte, machte die Ringe aber fälschungssicherer als die vorher üblichen vertieft eingeschlagenen Schriftzeichen.
Für einen kurzen Zeitraum ab 1910 wurden Porzellan-Fußringe getestet. Diese hatten den Vorteil einer komplett ebenen und glatten Oberfläche, an der sich wesentlich weniger Dreck festsetzen konnte. Sie wurden in unterschiedlichen Farbgebungen hergestellt.
Die Ringe aus Porzellan stellten sich allerdings als nicht stabil genug heraus: sie waren zu empfindlich und zerbrachen leicht, insbesondere bei Kälte im Winter. Entsprechend konnte sich dieses Material für Fußringe nicht durchsetzen und verschwand vom Markt.
Der Fußring aus Aluminium etablierte sich in Deutschland und auch in den umliegenden europäischen Ländern.
Auf der Delegiertenversammlung des Jahres 1927 wurde beschlossen, dass auch in Deutschland Eigentumsausweise, auch Ringkarten genannt, nach dem Vorbild des belgischen Verbandes eingeführt werden sollen. Ab 1928 gab es demnach zu jedem Ring des Verbandes Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine eine Ringkarte, die als Eigentumsnachweis dient.
1932 wurde der Eigentumsausweis dann als Stammkarte in Postkartengröße aufgelegt. In den Jahren 1935 und 1936 gab es keine Eigentumsausweise.
Im Jahr 1955 lief dann der Schutz für den Adlerkopf als Ringzeichen des Deutschen Verbandes aus. Das noch heute übliche "DV" wurde ab 1956 als neues Ringzeichen festgelegt.
Die Mitgliedersammlung im Jahr 1971 entschied sich nach einem langen Auswahlprozess für den Plastikring mit V2A-Stahleinlage wie er auch Anfang des 21. Jahrtausends noch genutzt wird.
Man hatte sich letztlich nach einem Ausschreibungsverfahren, testweiser Nutzung von verschiedenen Mustern und unter Zuhilfenahme der Materialprüfungsanstalt auf diese Art und Beschaffenheit des Fußrings festgelegt.
Auch heute noch besteht der Aufdruck auf den Fußringen aus der Vereinsnummer, dem Geburtsjahrgang, der laufenden Nummer und dem "DV"-Zeichen. Seit einigen Jahren ist das Zeichen des FCI noch dazu gekommen.
Die Farbgebung ist alle fünf Jahre wiederkehrend weiß, blau, rot, grün und gelb und startet dann wieder mit weiß.