Zu Beginn der Wettflüge mit Brieftauben wurde zum Nachweis der Teilnahme an einem Wettflug ein Flügel-Stempel benutzt. Dieser Aufdruck auf den Federn im Flügel gab der jeweiligen Taube eine unverwechselbare Kennzeichnung.
Fußringe kamen erst sehr viel später auf, diese verbreiteten sich ab 1895.
Nach der Rückkehr vom Wettflug nahm der Züchter die Taube und brachte sie in einem Transportsack oder -korb zum Vereinsheim. Oft hatten die Züchter einen oder mehrere sogenannte Laufjungen, je nach Entfernung zum Vereinslokal. Die jeweils unterschiedliche Entfernung zum Vereinslokal wurde mit Zeitgutschriften ausgeglichen.
Anhand des Flügelstempels konnte die Teilnahme am jeweiligen Flug festgestellt werden und die im Vereinsheim zuerst vorgezeigte Brieftaube gewann den Flug.
Emery Van den Bossche aus Oudenaarde/ Belgien baute etwa 1885 als Erster ein Zeiterfassungsgerät speziell für Brieftauben.
In etwa der gleichen Zeit begannen auch die Firmen Remy, Lejeune oder auch Toulet mit dem Bau von Brieftaubenuhren. Die Anforderung war, die Ankunftszeit von Brieftauben nach einem Wettflug manipulationssicher festzuhalten.
Eine große Neuerung waren 1888 Gummiringe für Tauben, die auf Jean Rosoor aus Frankreich zurückgehen. Diese ersetzten den Flügelstempel als Nachweis der Teilnahme am jeweiligen Wettflug. Nun musste lediglich der Gummiring im Vereinsheim abgegeben werden, die Tauben konnten im Schlag bleiben.
In Deutschland war praktisch noch kaum eine Brieftaubenuhr im Einsatz.
Belgien war ein gutes Stück weiter, dort hatte hingegen bereits jeder Club eine Uhr. In Holland und England wurden ebenfalls erste Konstatieruhren eingesetzt.
Im Jahr 1888 hatte der Schwenninger Jakob Schlenker die Firma Schlenker-Grusen (später: Fabrikmarke Isgus) gegründet. Einige Jahre später begann Jakob Benzing mit der Fertigung von Brieftaubenuhren. Eine erste Verkaufsanzeige findet sich in der „Zeitschrift für Brieftaubenkunde“ im April 1902.
Der Verband deutscher Brieftauben-Liebhabervereine hatte 1895 einen Wettbewerb zum Bau einer manipulationssicheren, preisgünstigen Konstatieruhr ausgeschrieben. Jakob Schlenker-Grusen erhielt im Wettbewerb aller Hersteller den ersten Preis und später eine silberne Staatsmedaille.
In Belgien schon lange nicht mehr weg zu denken, waren in Deutschland auch um 1900 noch nicht überall Brieftaubenuhren zum Einsatz auf Wettflügen zugelassen.
10 Jahre später hatte sich deren Einsatz dann ausgebreitet und der Einsatz von Konstatieruhren war nun überall in Deutschland erlaubt und zugelassen worden. Nun kauften sich auch einzelne Züchter ihre eigene Uhr.
Die oben abgebildete Konstatieruhr von Schlenker-Grusen aus dem Jahr 1904 war eine der ganz früh im Einsatz befindlichen Uhren in Deutschland.
Von oben wurde eine Karte in die plombierte Uhr geworfen, auf der anfangs die Nummer und Flügelstempelung notiert wurde. Später wurde auf eine Art Aussparung der Gummiring gestülpt und so mit der Karte in die Uhr befördert, die Uhr abgeschlagen und die Uhrzeit aufgedruckt. Durch die Plombierung der Uhr bis zur Auswertung konnten Manipulationen ausgeschlossen werden.
Bis etwa 1910 gab es bereits mehrere Hersteller, die Uhren zur Zeiterfassung auf Brieftauben-Wettflügen bauten und verkauften. Diese wurden Konstatier-Apparate oder Konstatieruhren genannt.
Der Begriff "konstatieren" bzw. "Konstatieruhr/-apparat" leitet sich vom lateinischen "constare" ab und bedeutet "still stehen, stehen bleiben, fest stehen". Beim Abschlagen der Uhr blieb diese also - je nach Ausführung - faktisch oder nur sinnbildlich "stehen".
Je nach Ausführung der Uhren wurde zum Beispiel bei Ankunft einer Taube durch den Abschlag durch das Schlagwerk im Innern der Uhr die Ankunftszeit auf einem Papierstreifen abgestempelt.
Andere Uhren erlaubten beispielsweise nur eine Konstatierung und blieben dann stehen, während noch andere Löcher in Papierscheiben stanzten für Stunde, Minute und Sekunde und so die Ankunftszeit abgelesen werden konnte.
Mit der Verbreitung von Konstatieruhren und den verschiedenen Hersteller-Firmen, die sich auf dem Markt etablieren wollten, wurden in der Fachzeitschrift des Verbandes Deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine e.V. bzw. den Nachfolge-Organisationen Werbe-Anzeigen der Uhrenhersteller geschaltet.
Zu Beginn hatte nicht jeder Züchter eine eigene Konstatieruhr, es gab stattdessen sogenannte Vereinsuhren. Die Mitglieder eines Brieftaubenvereins nutzten also eine gemeinsame Uhr, dies geschah meistens aus Kostengründen.
Fr. W. Bertrams berichtet in seinem Artikel über die "Konstatierung nach einem Wettfluge" im 1889 erschienen Buch "Der Brieftaubensport - Taschenbuch für Brieftaubenzüchter und -Liebhaber" von J. Bungartz, dass der Erfinder Lejeune Delcour aus Ensival/ Belgien dem Verein Columbia Köln einen Brieftauben-Konstateur vorgestellt habe. Mittels dieses "Apparates sei es möglich 2 Tauben in einer Sekunde durch einfaches Niederschreiben der Nummer zu konstatieren".
Die Konstatieruhren waren bei ihrem Erscheinen recht teuer. So waren sie 1889 schon in guter Qualität zum Preis von 50 Mark erhältlich. Delcour verlangte für seinen oben genannten Konstateur zu Beginn 120 Mark, wobei nicht jeder Verein eine Ausgabe in dieser Größenordnung machen konnte.
Zur Vergleich: ein Hafenarbeiter verdiente zu dieser Zeit durchschnittlich etwa 60 Mark, ein Chemiearbeiter 120 Mark im Monat.
Mutteruhr ist der Begriff für eine Hauptuhr des Vereins, nach deren Uhrzeit sämtliche Konstatieruhren der Züchter gestellt wurden.
Damit sollte beim Stellen der Konstatieruhren eine gemeinsame Ausgangssituation geschaffen werden, um später ggf. auftretende Abweichungen vergleichbar zu machen.
Die Uhren wurden zumeist am Tag vor dem Einsetzen zum jeweiligen Flug gestellt und verplombt an die Züchter ausgegeben.
Nach dem Ende des Wettflugs wurden die Konstatieruhren anhand der Uhrzeit der Mutteruhr abgeschlagen, dies war der Vergleichszeitpunkt.
Dadurch konnte eine zwischenzeitlich eventuell eingetretene Differenz zwischen Normalzeit der Mutteruhr und der jeweiligen Konstatieruhr ermittelt werden. Diese sogenannte "Uhrendifferenz" wurde für die Ankunftszeit der Tauben des jeweiligen Uhrenbesitzers als Abweichung in das Ergebnis des Wettflugs einberechnet.
Konstatieruhren mit Batteriebetrieb folgten den komplett mechanischen Ausfertigungen.
Ab 1993 kamen dann elektronische Zeiterfassungssysteme auf den Markt, die Brieftaubenuhren nach und nach ablösten.