Die Reisepläne in den Anfangsjahren des organisierten Brieftaubensports in Deutschland waren geprägt durch große Unterschiede in der Reiserichtung, aber auch den geplanten Entfernungen zur Heimat.
In der "Zusammenstellung der Reise-Pläne der dem Verbande angehörigen Vereine pro 1884" lassen sich aber auch bereits Gemeinsamkeiten wie Zusammenschlüsse der Vereine zum gemeinsamen Transport der Brieftauben erkennen. Dies vor dem Hintergrund, die entstehenden Kosten durch eine Verteilung auf eine größere Anzahl Teilnehmer umzulegen und zu senken.
Die Zusammenstellung datiert auf das Jahr 1884, also das Jahr der Gründung des Verbandes Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine und spiegelt so im Grunde auch den Gründungszweck des Verbandes wider.
Nachfolgend finden sich die Reisepläne der Vereine, die 1884 dem Verband angehörten.
Es sind also die Reisepläne aus dem Gründungsjahr des Deutschen Brieftaubenverbandes.
An dieser Sammlung lassen sich Gemeinsamkeiten bei der Planung der Saison ablesen. Es ist davon auszugehen, dass bei gleichen Auflaßplätzen in vielen Fällen auch eine gemeinsame Abwicklung und ein gemeinschaftlicher Start durchgeführt wurde.
In den Reiseplänen sind Einsatzzeiten und häufig auch die Auflaßzeit der Tauben angegeben. Nach Ankunft des Zuges blieb nur ein überschaubares Zeitfenster zum Start der Brieftauben, damit die Körbe und der Flugbegleiter mit dem nächsten Zug wieder zurück in die Heimat fahren konnten. Ein Umstand, der heute undenkbar wäre.
Bereits in der damaligen Zeit waren wie auch heute unterschiedliche Reisepläne für mehrjährige und für Jungtauben vorgesehen.
Die Saison startete mit kurzen Flügen im April und dem Endflug mit meist ca. 600 bis zu 900 Kilometern im Juli sowie einem Reiseplan für Jungtauben, der sich meist von Ende Juli bis Anfang September erstreckte.
Josef Hörter beschreibt in einem Beitrag zu J. Bungartz Buch "Der Brieftaubensport - Das Ganze des Brieftaubenwesens" aus dem Jahr 1889 im Kapitel "Die Dressur der Brieftauben" die Vorbereitung der Jungtauben auf die Wettflüge.
Unter dem Begriff "Dressur" verstand man demnach zur damaligen Zeit das Reisen der Tauben, also die Teilnahme an Wettflügen und aber auch die Vorbereitung darauf. Hörter beschreibt, dass im Rahmen dieser Vorbereitung auch der Aufenthalt im Korb mit den Jungtauben eingeübt und diese dabei idealerweise an das Füttern und Tränken in den Transportkörben gewöhnt werden sollten.
Genau genommen hat sich an diesen grundsätzlichen Rahmenbedingungen in den letzten etwa 135 Jahren nicht viel verändert.
Dies ist natürlich auch begründet in den weitestgehend gleich gebliebenen klimatischen Gegebenheiten und durch die in der Natur der Taube liegende Zeit der Hauptmauser im Herbst und der damit einhergehenden Ruhezeit.
Offenbar hat sich an der "Reichweite" von Brieftauben nicht viel verändert - lediglich an der Schnelligkeit, in der die entsprechenden Strecken zurück gelegt werden sind deutliche Fortschritte durch eine entsprechende Zucht erreicht worden.
Allerdings hat sich eine Unterteilung in der Art ergeben, dass sich im Programm der Vereine bzw. Reisevereinigungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der Regel nur Flüge bis unter 700 km finden lassen. Die weiteren Strecken werden von Weitstrecken-Clubs mit speziell in diese Richtung gezüchteten Brieftauben abgedeckt.
Auch werden weiterhin (bzw. wieder) Zusammenschlüsse zur Reduzierung der Kosten notwendig, dies aber auch um größere Konkurrenzen zu schaffen und die Wettflüge attraktiv zu gestalten.