Die Führung des Verbandes sah der von der Gründungsversammlung am 13.01.1884 mit nur wenigen Änderungen angenommene Satzungsentwurf Josef Hoerters durch einen geschäftsführenden Verein und 5 Kommissionsvereine vor, die für 3 Jahre gewählt wurden.
Als geschäftsführender Verein des Verbandes wurde "Hannovera" Hannover gewählt, zu Kommissionsvereinen "Phönix" Berlin, "BZV Essen", "Fauna" Elberfeld, "Brieftaube" Dortmund und "L`Union" Aachen.
Die ursprüngliche Struktur des Verbandes deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine sah also die Wahl eines Präsidenten nicht vor.
Die Praxis brachte es jedoch mit sich, dass Baron von Alten-Linsingen als Präsident des geschäftsführenden Vereins in gleicher Eigenschaft als erster Mann des Verbandes auftrat und Josef Hoerter als Geschäftsführer fungierte.
Man kann also eine faktische Präsidentschaft Baron von Alten-Linsingens annehmen - trotz anderslautender Satzung. Dies änderte sich erst 1891 durch eine Satzungsänderung, die eine Wahl eines Präsidenten, Geschäftsführers und von Kommissionsvereinen vorsah.
Organ des Verbandes war in den Anfangsjahren die von Louis Meyer in Hannover heraus gebrachte Zeitschrift „Die Brieftaube“, mittels der auch zur Gründungsversammlung eingeladen worden war.
Der neu gegründete Verband baute Beziehungen zum Kriegsministerium auf, welche die Verleihung von bronzenen und silbernen Staatsmedaillen zur Folge hatten. Goldene Staatsmedaillen wurden nur auf Internierungsflügen vergeben, so dass es diese in den ersten Jahren nicht gab.
So wurden auch Schritte zum Schutz der Tauben vor Sonntagsjägern und Raubvögeln unternommen. In der Folge setzte das Landwirtschaftsministerium Prämien zum Abschuss von Raubvögeln aus.
Seitens des Verbandes wurden beim Ministerium der öffentlichen Arbeiten Frachtermäßigungen für Brieftaubentransporte beantragt.
In Essen fand am 24.10.1884 die 1. Wanderversammlung und damit verbunden die 1. Verbandsausstellung statt. Die Abhaltung einer Verbandsausstellung war von Beginn an satzungsmäßig verankert.
In der Wanderversammlung wurde bereits über die Einführung von Fußringen beraten, eine entsprechend Regelung wurde aber vorerst nicht getroffen. Auch über Fortschritte in Sachen Erlangung von Transportvergünstigungen wurde berichtet.
Die Terminierung der Verbandsausstellung in den Oktober hatte den Hintergrund, dass die mit Flügelstempel versehenen Federn als Leistungsnachweis bzw. zur eindeutigen Zuordnung der Taube noch vorhanden und nicht bereits gemausert worden waren.
Die 2. Wanderversammlung fand in Elberfeld (Wuppertal) statt.
Im gleichen Jahr setzte das Kriegsministerium eine Abschussprämie für Raubvögel aus und gewährte einen Zuschuss zu den Geschäftsunkosten des Verbandes. Dies weist auf die zunehmende Bedeutung des Brieftaubenwesens für den Staat im Kriegsfall hin.
„Die Brieftaube“ wird am 01.04.1886 als Organ des Verbandes durch die „Zeitschrift für Brieftaubenkunde“ abgelöst, welche vom Verband übernommen und zur besten Fachzeitschrift ihrer Art ausgebaut wird.
Der Verband erhält für seine Vereine und deren Mitglieder Transportvergünstigungen. Für Nicht-Mitglieder im Verband ist die Inanspruchnahme von vergünstigten Transporten ausgeschlossen.
Zur 5. Wanderversammlung und Ausstellung in Dortmund gab es erstmals Prämierungsvorschriften und die Tauben waren in der Ausstellung nach Geschlechtern getrennt.
In den Jahren davor waren Männchen und Weibchen gemischt ausgestellt worden. Es gab eine Klasseneinteilung, die sich aber nicht am Geschlecht orientierte.
Die 6. Wanderversammlung in Krefeld war zugleich die Erste unter dem Protektorat des deutschen Kaisers, der dieses am 02.11.1888 übernommen hatte.
Es wurde die Redaktion der Zeitschrift für Brieftaubenkunde und die Geschäftsführung des Verbandes vereinigt. Gleichzeitig wurde die Einführung von Verbandsmedaillen beschlossen.
Die Versammlung bestimmt Adolf Zurhelle aus Aachen als Pionier der ersten Stunden des Brieftaubensports zum Verbandsehrenmitglied.
Die Übernahme des Protektorats über den Verband durch den Kaiser Ende 1888 hatte sich sehr positiv auf die allgemeine Anerkennung des Brieftaubenwesens in der Öffentlichkeit ausgewirkt und stärkte das Wachstum des Verbandes.
Zu Beginn des Jahres 1890 gibt es mittlerweile 175 Vereine mit 2.842 Mitgliedern, die im Verband organisiert sind.
Dies machte ein festes Verbandsbüro und vor allem organisatorische Änderungen an der Spitze des Verbandes erforderlich. Die bisher praktizierte Führung des Verbandes durch eine Gemeinschaft von geschäftsführendem Verein und Kommissionsvereinen war nicht mehr tragbar.
Es fehlte die einzelne Persönlichkeit, die offiziell die den Verband als juristische Person nach innen und außen vertreten durfte. Eine entsprechende Satzungsänderung wurde vorbereitet und im Folgejahr dann auch beschlossen.
Karl Georg Edmund Baron zu Alten-Linsingen wird zum ersten Verbandspräsidenten gewählt, nach dem zuvor in die Satzung anstelle des geschäftsführenden Vereins der Vorstand eingefügt worden war.
Dem Vorstand gehörten der Präsident, der Geschäftsführer sowie nun neun Präsidialvereine an.
Als Geschäftsführer wurde Josef Hoerter bestimmt.
Am 24.05.1894 beschließt der Bundesrat das Brieftaubenschutzgesetz und den kaiserlichen Schutzstempel.
Die Protokolle über die Sitzungen des Reichstages in Sachen "Entwurf und Beschluss eines Gesetzes betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege" lassen eine lebhafte Debatte im Gesetzgebungsverfahren erahnen.
Damit waren Militär-Brieftauben vom Recht der „freien Zueignung oder Tötung im Freien angetroffener Tauben“ ausgenommen und auch der Eigentumsübergang von „Tauben, die in ein fremdes Taubenhaus übergehen“ ist ausgeschlossen. Eventuell vorhandene Sperrzeiten galten von da an für Militärbrieftauben maximal für 10 Tage.
Diese Stempelung wurde zur besseren Kennzeichnung der Verbandsbrieftauben an beiden Flügeln auf der Unterseite angebracht und verlieh den Tauben militärischen Charakter bzw. machte eine Brieftaube zu einer Militär-Brieftaube.
Gleichzeitig konnten aber auch Transportvergünstigungen für Tauben und deren Begleitpersonen in Anspruch genommen werden.
Ende 1894 beschloß der Verband deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine die Einführung von geschlossenen Metallfußringen. Diese sollten aus Aluminium oder Neusilber sein und wurden durch die Vereine für ihre Mitglieder beschafft.
Die Verbandsgeschäftsführung wird hauptamtlich und erhält ein festes Büro.
Josef Lenzen wird als Direktor des Preußischen Militärbrieftaubenwesens pensioniert und durch den bisherigen Geschäftsführer des Verbandes, Herrn Josef Hoerter abgelöst.
Neuer Verbandsgeschäftsführer im festem Verbandsbüro in Hannover wird der Bochumer Wilhelm Dördelmann.
Er wird diese Tätigkeit mehr als 35 Jahre ausüben.
Ab dem Jahr 1897 werden beginnenden mit der Ausstellungsklasse der Jungtauben nur noch Tauben zur Verbandsausstellung zugelassen, die einen geschlossenen Fußring tragen.
Die Verbandssatzung wird erneut überarbeitet.
Die neue Satzung von 1899 sieht das Amt eines stellvertretenden Präsidenten vor, zu dem Josef Lenzen gewählt wird.